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Herbst­um­fra­ge: Ge­schäfts­la­ge in der Bau­wirt­schaft trübt sich spür­bar ein

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Woh­nungs­bau stark be­trof­fen - Zahl­rei­che Be­trie­be pla­nen Kurz­ar­beit - Ent­schlos­se­ne Ge­gen­maß­nah­men drin­gend er­for­der­lich

(17.11.2023) Die Bau­kon­junk­tur im Land be­fin­det sich im Herbst 2023 in ei­nem spür­ba­ren Ab­wärts­trend. Dies zeigt die ak­tu­el­le Herbst­um­fra­ge der Bau­wirt­schaft Ba­den-Würt­tem­berg, an der sich über 240 Bau­un­ter­neh­men be­tei­ligt ha­ben. Da­nach mel­den der­zeit zwar noch et­was mehr als die Hälf­te der be­frag­ten Mit­glieds­be­trie­be eine be­frie­di­gen­de oder gute Ge­schäfts­la­ge. Al­ler­dings be­zeich­nen 49 % der Fir­men ihre Si­tua­ti­on als schlecht. Für die nächs­ten Mo­na­te rech­nen 56 % der Un­ter­neh­men mit ei­ner rück­läu­fi­gen Ent­wick­lung. Auch bei den Um­sät­zen wer­den deut­li­che Ein­bu­ßen er­war­tet.

Be­son­ders stark vom Ab­wärts­trend stark be­trof­fen ist der Woh­nungs­bau. Hier be­ur­tei­len 61 % der Fir­men ihre ak­tu­el­le Ge­schäfts­la­ge als schlecht. "Stei­gen­de Bau- und Fi­nan­zie­rungs­kos­ten, deut­lich hö­he­re Zin­sen und er­heb­lich ein­ge­schränk­te staat­li­che För­der­pro­gram­me ha­ben die Nach­fra­ge dras­tisch ge­bremst", er­klärt Haupt­ge­schäfts­füh­rer Tho­mas Möl­ler. Auch die Aus­sich­ten für die kom­men­den Mo­na­te sind - trotz ei­nes nach wie vor ho­hen Bau­be­darfs - düs­ter: Fast drei Vier­tel der Un­ter­neh­men rech­nen mit wei­te­ren Rück­gän­gen. "Der­zeit zeh­ren die Be­trie­be noch von den vor­han­de­nen Auf­trags­be­stän­den, doch dürf­ten die­se im Lau­fe des nächs­ten Jah­res auf­ge­braucht sein", warnt Möl­ler. Vor die­sem Hin­ter­grund for­dert der Haupt­ge­schäfts­füh­rer rasch wirk­sa­me Schrit­te zur An­kur­be­lung des Woh­nungs­baus: "Über den Ende Sep­tem­ber vor­ge­stell­ten 14-Punk­te-Plan der Bun­des­re­gie­rung hin­aus müs­sen die KfW-För­der­mit­tel für den Neu­bau deut­lich auf­ge­stockt und der so­zia­le Woh­nungs­bau be­darfs­ge­recht aus­ge­wei­tet wer­den. Ein wich­ti­ges Si­gnal wäre auch die Sen­kung der Grund­er­werb­steu­er. Dar­über hin­aus muss die Po­li­tik aus­ufern­de bü­ro­kra­ti­sche Hemm­nis­se beim Bau­en re­du­zie­ren, Auf­la­gen ab­bau­en und über­zo­ge­ne Bau­stan­dards zu­rück­füh­ren. Nur durch ent­schlos­se­nes Ge­gen­steu­ern kön­nen wir die Woh­nungs­bau­kri­se über­win­den und da­mit die vie­ler­orts herr­schen­de Woh­nungs­not ef­fek­tiv be­kämp­fen."

Auch im Wirt­schafts­bau ha­ben sich die Er­war­tun­gen ab­ge­kühlt. Hier rech­nen 62 % der Bau­be­trie­be mit ei­ner schlech­te­ren Ge­schäfts­ent­wick­lung in den nächs­ten Mo­na­ten. Grund da­für ist in ers­ter Li­nie die schwie­ri­ge ge­samt­wirt­schaft­li­che Lage. Im öf­fent­li­chen Hoch­bau über­wie­gen an­ge­sichts rück­läu­fi­ger kom­mu­na­ler In­ves­ti­ti­ons­spiel­räu­me eben­falls die skep­ti­schen Ein­schät­zun­gen der wei­te­ren Ent­wick­lung.

Po­si­ti­ver als im Be­reich Hoch­bau fal­len die Be­wer­tun­gen im Tief­bau aus. So be­zeich­nen im Stra­ßen­bau zwei Drit­tel der Fir­men ihre Ge­schäfts­la­ge als gut oder be­frie­di­gend. Im sons­ti­gen Tief­bau sind es so­gar fast 74 %. Für die nahe Zu­kunft er­war­ten im­mer­hin 58 % der Un­ter­neh­men im Stra­ßen­bau eine gleich­blei­ben­de oder bes­se­re Ent­wick­lung, im sons­ti­gen Tief­bau sind es 61 %. In die­sen Ein­schät­zun­gen spie­geln sich die in den letz­ten Jah­ren ge­stie­ge­nen In­ves­ti­tio­nen von Bund und Land in die Ver­kehrs­in­fra­struk­tur wi­der. Auch der Aus­bau der Breit­band­net­ze für schnel­les In­ter­net macht sich hier po­si­tiv be­merk­bar.

Trotz der ein­ge­trüb­ten Kon­junk­tur­er­war­tun­gen, vor al­lem im Hoch­bau, wol­len fast zwei Drit­tel der Be­trie­be ih­ren Per­so­nal­be­stand im kom­men­den Jahr hal­ten. Wäh­rend 11,4 % der Fir­men zu­sätz­li­che Mit­ar­bei­ter ein­stel­len wol­len, se­hen sich 22,4 % zu Ent­las­sun­gen ge­zwun­gen. Da­mit dürf­te die Zahl der Be­schäf­tig­ten im ba­den-würt­tem­ber­gi­schen Bau­haupt­ge­wer­be im kom­men­den Jahr erst­mals seit 2009 leicht zu­rück­ge­hen. Um Kün­di­gun­gen zu ver­mei­den, er­wä­gen laut Um­fra­ge 38 % der Un­ter­neh­men, 2024 Kurz­ar­beit zu be­an­tra­gen. "Un­se­re Mit­glieds­un­ter­neh­men wis­sen, dass sie ihre gut qua­li­fi­zier­ten Fach- und Füh­rungs­kräf­te in den nächs­ten Jah­ren drin­gend brau­chen. Denn die Bau­auf­ga­ben der Zu­kunft sind ge­wal­tig, etwa im Woh­nungs­bau, in der In­fra­struk­tur oder bei der en­er­ge­ti­schen Sa­nie­rung des Ge­bäu­de­be­stan­des. Die Fir­men wol­len da­her ihre Mit­ar­bei­ter so weit wie mög­lich hal­ten. Umso wich­ti­ger ist es, dass die Po­li­tik jetzt schnell ak­tiv wird. Es braucht um­fas­sen­de und ef­fek­ti­ve Maß­nah­men, um den Woh­nungs­bau wie­der in Schwung zu brin­gen und ei­nen wei­te­ren Ein­bruch die­ser wich­ti­gen Spar­te zu ver­hin­dern. Der Hand­lungs­be­darf ist groß", so der drin­gen­de Ap­pell von Tho­mas Möl­ler.

(Quelle: Bauwirtschaft Baden-Württemberg)